Hochtour Blüemlishalphorn
Erkheim – Kandersteg – Blüemlisalphorn - Kandersteg – Erkheim. Ach so? Ist das vielleicht etwas zu kurz für einen Tourenbericht? Also noch mal von vorn:
Am Freitagvormittag also treffen wir uns am Pendlerparkplatz in Erkheim. Und hier schon die erste Überraschung: da zwei Teilnehmer relativ kurzfristig abgesagt haben, sind wir nun zu viert. Zwei Tourenleiter für zwei Teilnehmer. Was für ein Luxus! Vormittags um halb neun Richtung Lindau, über St. Gallen, Zürich, Bern erreichen wir nach ca. 4 ½ Stunden Fahrzeit Kandersteg im Berner Oberland. Auf engstem Raum gibt es hier etliche mehr oder weniger prominente 3000er und 4000er, wie zum Beispiel das berühmte „Dreigestirn“ Eiger, Mönch und Jungfrau. Wir bleiben jedoch sozusagen eine Etage tiefer und haben uns vorgenommen, das Blüemlisalphorn zu besteigen.
Da wir der Meinung sind, dass 1200 Hm zum Einlaufen reichen, nehmen wir von Kandersteg die Gondelbahn, um uns 500 Hm zu sparen. Sie bringt uns in wenigen Minuten zum wunderbar zwischen Felswänden gelegenen und türkisblauen Öschinensee auf knapp 1600 m. Nach knapp 4 Stunden Aufstiegszeit über zuletzt endlos scheinende Stufen erreichen wir die Blüemlisalphütte (2834 m), an der wir mit einem herzlichen „Salü mitenand!“ begrüßt werden. Nach dem, wie die Schweizer sagen, „Nachtessen“ die nächste Überraschung, als der Hüttenwart (ja, in der Schweiz sind es keine Hüttenwirte) uns mitteilt, dass das Frühstück für Bergsteiger um 3.00 Uhr gerichtet sei. Also gingen wir etwas früher als geplant in unsere Lager, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu erwischen, den wir am nächsten Tag dringend brauchen würden.
Also Frühstück um 3.00 Uhr, Aufbruch um 3.45 Uhr. Bei stockfinsterer Nacht geht es mit Stirnlampen bewaffnet es zum Blüemlisalpgletscher, wo wir uns anseilen, und von hier zu einem Sattel zwischen Ufem Stock und der Wyssi Frau gehen. Die Verhältnisse sind optimal. Der Schnee ist griffig und doch so weit gefroren, dass man nicht einsinkt. Weiter vom Sattel steigt man in den Gletscherkessel unter der Nordwand des Blüemlisalphorns ab. Von hier sehen wir schon die Stirnlampen einer weiteren Seilschaft, die die gleiche Route wie wir gewählt haben. Steil (bis zu 45°) zieht es wieder hoch bis zum Rothornsattel (3178 m) an dem der eigentliche Nordwestgrat beginnt. Da in unteren Teil noch viel Schnee liegt, lassen wir die Steigeisen noch an, die wir aber später, als der Grat aper wird, ausziehen, um frei über die Felsplatten (II) weiterzusteigen. Am Grat eingebohrte Eisenstangen weisen uns den Weg, so dass wir, nachdem wir die Steigeisen im oberen Drittel wegen des Firngrates wieder angezogen haben, schon um kurz von 7.00 Uhr den Gipfel (3661 m) erreichen. Was für ein Gefühl und was für eine Aussicht!
Wegen des doch relativ starken und kalten Windes, gratulieren wir uns kurz und treten relativ schnell – es gab also nicht die eigentlich obligatorische Gipfelbrotzeit – den Rückweg über die gleiche Route an. Der Abstieg in den firn- bzw. schneebedeckten Passagen klappte mit Steigeisen gut, im Felsteil wurde an den kritischen Stellen abgeseilt, wobei vorgenannte Eisenstangen wertvolle Dienste leisteten. Nun noch der „zackige“ Abstieg vom Rothornsattel in den Gletscherkessel, wo wir ein schönes Plätzchen fanden, uns auf die Rucksäcke pflanzten und eine erste, verdiente Rast gönnten. Da die Sonne schien und es nun doch richtig warm wurde, blieben wir hier fast eine Stunde, bis wir wieder aufbrachen und diesmal nordwestlich um Ufem Stock herum zurück zur Hütte wanderten.
Den kurzen Gedanken, noch abzusteigen, und am gleichen Tag noch heimzufahren (wie ihr sicher wisst, sind die Aufenthalte in der Schweiz alles andere als günstig) verwarfen wir jedoch wieder, da wir es einfach etwas gemütlicher angehen wollten. So gönnten wir uns am Abend noch ein Bier und traten den Abstieg von der Hütte erst am Sonntagmorgen an, so dass wir am Nachmittag wieder in Erkheim eintrafen. Alles in allem eine wirklich besondere Tour bei besten Verhältnissen. Hier noch der besondere Dank an unsere Tourenleiter Richard und Basti! „Isch guet“ und „Tip Top“, würden die Schweizer sagen. Frei übersetzt: alles war perfekt organisiert und tadellos geführt. Gerne wieder!
Bericht: Hans Hörmann
Bilder: Richard Kocher, Christoph Fackler und Hans Hörmann