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Imster Klettersteig

am 12.09.2024

Früh am Samstagmorgen, wegen der umfangreichen Tour und langen Anreise diesmal schon um 5:30 Uhr, starteten 4 Teilnehmer, müde aber voller Vorfreude von Mindelheim zum Imster Klettersteig Richtung Hoch-Imst.

Die klare Nacht mit eindrucksvollem Sternenhimmel war Vorbote eines sonnigen Tages. Auch im Vergleich verschiedener Wettervorhersagen kam keine Prognose auf mehr als 0% Niederschlagsrisiko. Ein perfekter Tag für eine Begehung des schwierigen Klettersteiges, bei dem einige D-Stellen zu bezwingen sind.

Unterwegs ließ Wolfi den Beatles Song „Here comes the sun“ über Spotify ertönen. Er wurde das Motto des Tages, das wir immer wieder aufgriffen, trug der doch unsere gute Laune über den gesamten Tag hinweg mit.

Nach 2-stündiger Fahrt erreichten wir die Talstation der Bergbahn Hoch-Imst. Hinauf ging es erst auf dem Zufahrtsweg zur Mittelstation, dann kurz darauf wegen durch Wälder entlang der Imster Seilbahn und der Alpine Coaster Rodelbahn in Richtung Muttekopfhütte. Nach der Mittelstation wanderten wir entlang eines klaren Gebirgsbaches zur Muttekopfhütte, auf der wir kurz rasteten.

Unser Ziel, der Maldonkopf (2632m), versteckte sich bis dahin unentdeckt hinter der Hinteren Platteinspitze. Immer weiter aufwärts ging es vorbei an grasenden Ziegen und Schafen, bis wir endlich den Einstieg des Klettersteiges auf 2202m Höhe erblickten, dessen steiler Anblick manchem von uns weiche Knie bescherte. Eine andere Gruppe vom Hahntennjoch kommend war schon eingestiegen, von Hochimst aus kommend waren wir die erste Gruppe. Viel mehr sollten nicht mehr nachkommen. Schon im steilen Einstig begeisterte uns der Klettersteig schnell durch die sehr gute Griffigkeit, die Stabilität des Felsens und der flüssigen Routenführung. Eine spektakuläre Überquerung einer Schlucht verlief über eine 20m lange Seilbrücke. Bevor eine  Steilwand mit deren schwierigen Passagen folgten, legten wir in einem leichten Teilstück eine Pause ein und versuchten die umliegenden Berggipfel zu entschlüsseln. Der Ötztaler Gletscher zeigte sich jetzt schon besonders eindrucksvoll.

Ein Jubeljuchzer eines vorangegangen Kletterers ließ uns erahnen, dass noch knackige, aber überaus lohnende Passagen vor uns lagen. Durch die zerklüftete Gipfelpassage ging es über die Steile Wand und dessen Schlüsselstellen Richtung Gipfelkeuz.

Der Maldonkopf, der von uns als Wortspielerei auch in Megalodon (Urzeithai) getauft wurde, hatte uns seine scharfen Zähne gezeigt, aber beeindrucken ließen wir uns nicht davon, bezähmt haben wir ihn trotzdem. Die Sicht vom Gipfel war auf jeden Fall reißerisch gut. Die Allgäuer Kette, das Zugspitzmassiv und die Ötztaler Alpen zeigten sich in voller Pracht.

Der Abstieg über das Engelkar entpuppte sich, zumindest für Hannes als neues Highlight. Erst misstrauisch beäugt, war dieser Geröllhang für ihn nämlich die Creme-de-la-Creme der Abstiege, die man in dieser Konstellation nur selten findet…diese Granularität - ein Schmankerl für Bergabrunner, die den perfekten Untergrund nutzen um über den Hang im flotten Spurt hinunterzugleiten. Zu erwähnen sei aber, dass das Engelkar wegen seiner Steilheit und anhaltenden Steinschlaggefahr durchaus nicht jedermann Geschmack ist. Unbedingt beachten: am Ende der Abstiegsklettersteigpassage links zur Mitte des Kars queren und von dort absteigen!

Ein erneuter kleiner Zwischenstop in der Muttekopfhütte und Stärkung mit Leckereien wie Sachertorte, Topfen- oder Apfelstrudel, machte uns bereit für den Endspurt des Abstieges, der uns über den Jägersteig mit kunstvoll geschnitzten lebensgroßen Tieren, am Speichersee vorbei über den Pilzpfad entlang führte.

Diese gelungene, abwechslungsreiche Tour mit ca. 1620Hm, davon ca 400Hm Klettersteig, bei traumhaften Bedingungen wird uns noch lange schwärmen lassen.

Danke an die engagierten Tourenleiter Wolfi Stache und Co-Guide Hannes Götzfried.

Eckdaten: 
Gesamte Höhenmeter ca. 1620
Höhenmeter Klettersteig ca. 420 
Gehzeit: 8-9 Std. Wir waren mit Pausen 12 Std. unterwegs
Schwierigkeit: D
Topo: hier

Bericht:  Carmen Reuter

Bilder: Hannes, Kiwi, Carmen, Wolfi