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Mit dem Rad hoch hinaus: Abenteuer Kilimanjaro

Mit einem bestens erschlossenen Radwegenetz von über 1000 Kilometern Länge ist das Unterallgäu eigentlich ein Paradies für alle, die – ob sportlich oder gemütlich – mit dem Fahrrad unterwegs sein möchten. Eigentlich, denn mancher steile Hang kann bisweilen durchaus für hochrote Köpfe und verschwitzte Leiberl sorgen, sofern kein Elektromotor beim Strampeln hilft. Für Gerhard Schlodder aus Türkheim ein Klacks, wie er kürzlich unter Beweis stellte.

  • 5895 Meter zeigt das Gipfelschild an – der höchste Gipfel Afrikas. Stolz posieren (v.l.) Konrad und Andrea Krötzsch sowie Sabine Müller und Gerhard Schlodder vom DAV Mindelheim für ein Foto auf einem der Seven Summits, ihrem Ziel

Wie vier Unterallgäuer Sektionsmitglieder das Dach Afrikas erklommen


Gemeinsam mit Konrad und Andrea Krötzsch aus Mindelheim sowie Sabine Müller aus Unterrieden, allesamt Sektionsmitglieder, wagte der 66-Jährige Mitte August ein großes Abenteuer: eine Tour mit dem Mountainbike auf einen der höchsten Berge der Welt, den Kibo im ostafrikanischen Kilimanjaro-Massiv.
„Wir haben eine Grenzerfahrung gesucht – und sie gefunden“, erzählt Schlodder. Die vier Freunde, allesamt Mitglieder der Sektion Mindelheim im Deutschen Alpenverein (DAV), sind ein eingespieltes Team: Seit Jahren schon unternehmen sie gemeinsame Skitouren, Wanderungen und eben Mountainbikeausfahrten. „Als wir im November im Mitgliedermagazin auf eine Anzeige des Reiseveranstalters DAV Summit Club gestoßen sind, war klar: Das machen wir!“
Ebenfalls klar war den sportbegeisterten Unterallgäuern jedoch auch: Das wird alles andere als ein Zuckerschlecken! Zumal Konrad Krötzsch bereits vor fünf Jahren zu Fuß den mit 5895 Metern höchsten Gipfel Afrikas besteigen wollte. „Auf 5685 Metern Höhe zeigte mein Sohn, mit dem ich damals unterwegs war, Symptome der akuten Höhenkrankheit“, sagt Krötzsch. „Wir mussten daher leider kurz vor dem Ziel abbrechen.“ Und aufgrund der erfahrenen Strapazen überlegte er es sich sehr genau, ob er das Wagnis tatsächlich wiederholen wollte – noch dazu mit dem Rad.

Um sich auf die extremen Bedingungen ihres Vorhabens vorzubereiten, begannen die Freunde unmittelbar mit einem schweißtreibenden Höhentraining. „Insgesamt legten wir in den kommenden Monaten über 35.000 Höhenmeter zurück“, berichtet Sabine Müller. „Immer so weit oben, wie möglich, auf der Zugspitze, auf der Wildspitze, auf den Viertausendern bei Saas-Fee.“ Denn: In diesen Höhen wird die Luft langsam dünn – eine Kostprobe dessen, was die Besucher des Kibo erwartet.

Mit sieben weiteren Teilnehmern macht sich die Gruppe, begleitet von ortskundigen Guides und einem 30-köpfigen Support-Team, auf den Weg nach oben. „,Pole, pole‘ ist das Motto am Kilimanjaro“, lacht Gerhard Schlodder. „Langsam, langsam.“ Denn: Viele Passagen sind für die Fahrt nach oben zu steil und zu lose. Und vor allem: Die Gipfeletappe ist überaus anstrengend – da heißt es, gut mit den Kräften zu haushalten. Entsprechend häufig wird das Fahrrad geschoben oder getragen.
Fünf Tage dauert der beschwerliche Anstieg, gleichwohl mühsamer, je weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. „Eigentlich war vor der Gipfelbesteigung ein Akklimatisierungstag geplant – doch wegen schlechter Wetteraussichten mussten wir diesen kurzerhand streichen“, erzählt Andrea Krötzsch. Nach den rund 3250 bereits absolvierten Höhenmetern und nur einer kurzen Rast von etwa vier Stunden eine Herausforderung. Kurz vor Mitternacht bricht der kleine Tross auf, um vor Sonnenaufgang das Ziel zu erreichen. Dick eingemummt in Mütze und Daunenjacke, zeigt das Thermometer doch minus zehn Grad.

Der Lohn der Mühe sprengt alle Erwartungen: „Die Aussicht vom höchsten freistehenden Berg der Welt ist gigantisch“, so Konrad Krötzsch. Und auch bei der Erinnerung an die anschließende, schier endlose Abfahrt über 4600 Tiefenmeter, kommen alle vier ins Schwärmen. „Überhaupt kann man den Reiseveranstalter gar nicht genug loben“, so Krötzsch. Ein weiteres Mal auf den Kibo, das kommt für ihn aber nicht in Frage.

Mountainbike-Training:
Jeden Mittwoch um 18 Uhr bietet unsere DAV-Sektion Mindelheim ein Mountainbike-Training für Anfänger und Fortgeschrittene. Infos unter Telefon 0171 1114630.

 

Bericht: Andy Zündt