Stoneman Glaciara
Acht (Stone) Männer vom DAV Mindelheim und Bad Wörishofen machten sich unter der Leitung von Toni Thalmeir auf den Weg ins Wallis, um den vom ehemaligen MTB-Profi Roland Stauder ins Leben gerufenen Stoneman Glaciara in Angriff zu nehmen. Geplant waren 4700 Höhenmeter, auf 127 Kilometer, aufgeteilt auf drei Tage, um den Stein in Bronze zu erhalten. Ausgangsort war Fiesch im Rhonetal.
Tag 1: Breithorn – Binn
Start auf das Breithorn. Der Weg auf knapp zweieinhalbtausend Meter ist der Königsanstieg des Stoneman Glaciara. Eine alte Militärstraße führt zum Checkpoint in 14 Spitzkehren und 1.600 Höhenmeter hinauf zum Pass. Oben etwas abgekämpft angekommen, die erste von sechs Stempelstellen. Nachdem die Kohlehydratspeicher wieder aufgefüllt und die Aussicht auf die umgebenden Viertausender reichlich genossen wurde, ging es auf schottrigen Wegen hinab ins Binntal, das bekannt durch seine Mineralien ist. Rund ein Dutzend dieser Bergkristalle gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Kurz vor Binn erreichten wir die zweite Stempelstelle. Sehenswert in Binn, die gut erhaltenen alten Walliser Häuser und die steinerne Bogenbrücke aus dem Jahr 1564. Weiter ging es dann durch die Twingi Schlucht auf einer alten römischen Handelsstraße hinunter nach Ernen. Am Café Hängebrücke genossen wir das Ende der heutigen Tour bevor wir über die schwankende Brücke, die an ihrer höchsten Stelle 92 m über der Rhone schwebt, auf die andere Talseite in unser Quartier gelangten.
Tag 2: Märjela – Moosfluh
Für Nachmittag waren Gewitter angekündigt, deshalb machten wir uns früh auf den Weg. Als wir nach 1200 Höhenmetern die Fiescheralp erreichten, ein kurzer Espresso Stopp und es ging nach einem weiteren Anstieg durch den dunklen und feuchten einen Kilometer langen Tunnel direkt zum am Gletschersee gelegenen Jackpoint Märjela. Im Wallis gilt die Devise: kein Tropfen Wasser darf ungenutzt bleiben, daher wurde hier 1988 die Wasserversorgung für 300 ha Weideland und die Trinkwasserversorgung für 10.000 Einwohner sichergestellt. Gespeist wird der See vom Fiescher Gletscher, den wir nach einem kurzen Anstieg auf einem Gratzug zu sehen bekamen. Der Sage nach sollen hier Nachts verwunschene Seelen aus dem Eis gekommen sein. Mit Blick auf Gletscher und das dahinter spitz thronende Aletschhorn ging es über einen nicht ganz einfachen Trail zurück zur Fiescheralp. Gewitterregen machte die Wege schmierig und wir kamen abschnittsweise nur schiebend voran. Feucht und Anstrengend war der Weg durch das kupierte Gelände Richtung Bettmer- und Riederalp. Kurz vor Moosfluh kam das Gewitter immer näher und wir suchten Unterschlupf an einem überdachten Skilift. Der Regen ließ nicht nach und so beschlossen wir den letzten Anstieg zum Moosfluh zu machen, bevor uns die Zeit davonläuft. Es wurde immer steiler, wir kamen schiebend und völlig durchnässt am Höhepunkt der gesamten Tour an, dem Moosfluh. Mit Blick auf den gigantischen Gletscher kommt einem der Gedanke, wie das hier wohl noch vor ein paar Jahrzehnten ausgesehen haben mag. Immerhin ist heute der Aletsch-Gletscher noch 22 Kilometer lang, 900 m dick und umfasst
unvorstellbare 27 Milliarden Tonnen Eis. Wir hätten den Anblick noch lange genießen können, aber es war Zeit zum Aufbruch. Der Rückweg über Riederalp nach Mörel versprach einige technische Passagen, die höchste Konzentration erforderten. Es war eine traumhafte Abfahrt, die jedes Bikerherz höherschlagen lässt. Nachdem der Trail immer wieder gespickt mit Gegenanstiegen war und die Wege weit in dem steilen Gelände ausholten, waren wir nach elf Stunden im Sattel am Bahnhof in Mörel angekommen. Andi und Florian hatten noch nicht genug bekommen und fuhren noch die letzten 22 Kilometer und 480 Höhenmeter zurück zum Hotel nach Fiesch. Der Rest beschloss eine genüssliche Bahnfahrt mit der Rhätischen Eisenbahn zum Ausgangspunkt.
Tag 3: Reckingen – Bellwald
„Die letzten 1.000 Höhenmeter schaffen wir bis Mittag“, meinte Toni noch am Morgen. Ganz so schnell ging es dann doch nicht, zumal wir erst mal bergab fuhren, um auf die andere Talseite zu gelangen. Über Ernen ging es dann entspannt immer an der Rotte (Rhone) flussaufwärts vorbei an Mühlebach, mit den ältesten Holzhäusern in der Schweiz bis zum Ort Reckingen, wo sich die 5. Stempelstelle befand. Wir fragten uns immer wieder, wozu die Steinplatten zwischen den Stelzen sind, auf denen die Häuser stehen. Andi hatte die Lösung gefunden, über den Felsen können die Mäuse nicht kopfüber in die Getreidespeicher klettern. Wir wechselten die Talseite und es ging an typischen alten Lärchenhäusern vorbei, wo wir einen langen knackigen Anstieg nach Bellwald nehmen mussten. Hier war es fast geschafft, das letzte Stempelloch wurde in die Karte gestanzt. Nach einer ausgiebigen Pause ging es dann auf ruppigen Wurzeltrails zurück nach Fiesch, wo wir an der Stoneman Ausgabestelle unsere verdienten Trophäen in Form eines Steines aus dem Wallis entgegennehmen durften.
Es war eine wunderschöne Tour in herrlicher Landschaft, die ohne Pannen und trotz der anspruchsvollen Abfahrten ohne Zwischenfälle verlief. So konnten alle Gesund und mit neuen Eindrücken die Heimreise antreten.
Bericht: Hans Rogg
Bilder: Toni Thalmair und Hans Rogg